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Windenergie und Vögel: Studien von Max-Planck-Institut liefern neue Erkenntnisse

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München - Die Realisierung von Windparks scheitert häufig an den Bedenken von Genehmigungsbehörden wegen möglicher Gefahren für Zug- und Brutvögel. Zwei neue Studien liefern wichtige Daten für den Ausbau der Windenergie mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Vogelwelt.

Forschende haben in zwei Studien detaillierte GPS-Daten zum Flugverhalten von Vogelarten geliefert, die ein erhöhtes Kollisionsrisiko mit Windenergieanlagen (WEA) haben. In der ersten Studie wurden Regionen in Europa identifiziert, in denen Vögel durch WEA und Stromleitungen besonders gefährdet sind. In der zweiten Studie wurde das Flugverhalten von Vögeln in der Nähe von WEA untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Vögel die Turbinen mit großem Abstand umfliegen.

Wissenschaftler ermitteln Regionen mit hohem Kollisionsrisiko in Europa

Ein internationales Team von 51 Forschern aus 15 Ländern, darunter Forschende des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz, haben in einer umfassenden Untersuchung Gebiete ermittelt, in denen Vögel besonders empfindlich auf den Bau von Onshore-Windkraftanlagen oder Stromleitungen reagieren würden. Die gesammelten GPS-Daten umfassen 1.454 Vögel aus 27 Arten, vor allem große Segelflieger wie Weißstörche. In der Analyse zeigte sich, dass das Risiko bei den einzelnen Arten unterschiedlich hoch war, wobei Löffler, Uhu, Singschwan, iberischer Kaiseradler und Weißstorch zu den Arten gehören, die durchweg in Höhen mit Kollisionsrisiko flogen. Im Rahmen der Studie wurde mit Hilfe von GPS-Ortungsdaten ermittelt, wo die Vögel am häufigsten in gefährlicher Höhe fliegen (10 bis 60 Meter über dem Boden für Stromleitungen und 15 bis 135 Meter für Windkraftanlagen).

"Die GPS-Ortung liefert sehr genaue Daten über den Standort und die Flughöhe, die durch direkte Beobachtung nicht ermittelt werden können, vor allem nicht über große Entfernungen", so Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und Mitautor beider Studien. In dieser Studie wurden zum ersten Mal GPS-Daten von derart vielen Arten zusammengeführt, um ein umfassendes Bild davon zu erhalten, wo Vögel gefährdet sind.

Die Gefährdungskarten zeigen, dass sich die Kollisionsschwerpunkte besonders auf wichtige Zugrouten entlang der Küsten und in der Nähe von Brutplätzen konzentrieren. Dazu gehören die westliche Mittelmeerküste Frankreichs, Südspanien und die marokkanische Küste sowie die Meerenge von Gibraltar, Ostrumänien, die Sinai-Halbinsel und die deutsche Ostseeküste. Den Autoren zufolge sollte der Bau neuer Windkraftanlagen und Hochspannungsleitungen in diesen Gebieten daher auf ein Minimum beschränkt werden. Zudem sind ggf. Maßnahmen zur Verringerung des Risikos für die Vögel angezeigt.

Schwarzmilane weichen Windrädern aus

Besondere Aufmerksamkeit richteten die Forschenden in einer weiteren Studie auf den Schwarzmilan, einen sehr häufigen Greifvogel, der die Straße von Gibraltar überfliegt. Dabei wurden die GPS-Daten von 126 Schwarzmilanen beim Anflug auf Windkraftanlagen untersucht. Die Daten zeigten, dass die Vögel nicht direkt bis zu den WEA fliegen. Vielmehr beginnen die Vögel den Windrädern in einem Kilometer Entfernung auszuweichen. Wenn der Wind in Richtung der Windräder weht, sind die Ausweichbewegungen der Vögel 750 Meter von einem Windrad entfernt noch größer. "Die Vögel erkennen also die Gefahr, die von den Windkraftanlagen ausgeht, und halten einen entsprechenden Sicherheitsabstand zu ihnen ein", so Carlos Santos vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und von der Bundesuniversität von Pará in Brasilien und Erstautor der in Scientific Reports erschienen Studie.

Die Beantwortung der Frage, wie Vögel Windkraftanlagen wahrnehmen und welche Faktoren ihre Wahrnehmung abschwächen oder verbessern, soll dazu beitragen, Regionen für Windparks zu identifizieren, in denen aus Sicht des Vogelschutzes nur ein geringes Gefährdungsrisiko besteht. Darüber hinaus lassen sich auf dieser Grundlage wirksame Abschreckungsmaßnahmen entwickeln, so die Wissenschaftler.


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25.04.2022

 



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